Projekt
DecarbLau- Mobilisierung endogener Entwicklungspotentiale für den Strukturwandel -Dekarbonisierung in einer Braunkohleregion
Die Lausitz ist eine sogenannte strukturschwache Region: ihre Wachstumsrate, ihr Beschäftigungsniveau und ihre Pro-Kopf-Produktivität sind im bundesdeutschen Vergleich unterdurchschnittlich. Die Beendigung der Braunkohleverstromung trifft somit eine Region, die bereits nach der Wende einen massiven Strukturbruch zu verarbeiten hatte. Um dem Verlust von wirtschaftlichen Potentialen vorzubeugen und um die Akzeptanz für das Phasing Out der Braunkohleverstromung zu steigern, ist daher eine proaktive Strukturpolitik notwendig.
Ergebnisse des Projekts
- Nach dem derzeitigen Ausstiegsplan wäre ein Beschäftigungsverlust von 3.600 im Jahr 2030 und 2.700 im Jahr 2038 zu erwarten. Bei hinreichenden hohen CO2-Preisen kann es schneller gehen.
- Es gibt Regionen und Branchen mit einer hohen Industriedichte, aber keine mit einer räumlichen Konzentration einer Branche (Cluster).
- Die Unterstützung von lokalen Unternehmen, Kommunen und Bürger:innen ist maßgebend für den Erfolg und die lokale Akzeptanz der Energiewendetechnologien.
- Die BTU hat vergleichsweise wenig regionale Partner aus der Wirtschaft.
- Die negativen Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Haushalte der Kommunen beschränkt deren Fähigkeit, aktiv am Strukturwandel teilzunehmen.
Abbildung zu den Projektergebnissen

Teilprojekt 1 befasste sich mit dem Einfluss hoher Kohlenstoffpreise auf den Betrieb und die Stilllegung von Kohlekraftwerken in Deutschland. Zu diesem Zweck wurde ein quantitatives Stromsystemmodell erstellt, das verschiedene Kohleausstiegsszenarien berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen, dass der Kohleausstieg die Braunkohlekapazität im Durchschnitt um 2,4 GW und die Steinkohlekapazität um 8,3 GW reduziert (zwischen 2022 und 2040). Darüber hinaus reduziert der höhere CO2-Preis die Braunkohlekapazität um durchschnittlich 6,5 GW und die Steinkohlekapazität um 8,0 GW (zwischen 2022 und 2038).
Kernthesen und Befunde
- Vorbehaltlich der Folgen der Ukrainekrise, ist der Kohleausstieg deutlich vor 2038 möglich, wenn die CO2-Emissionspreise so hoch bleiben.
- Aufgrund des ökologischen Strukturwandels ist für einen Teil der Lausitz (in Brandenburg) eine nachholende Entwicklung möglich.
- Die Lausitz bietet ein hohes Energiewendepotenzial – erweitert durch die Tagebauflächen.
- Es müssen Anreize zur Zusammenarbeit zwischen Teilregionen/Gemeinden geschaffen werden.
- Die Innovationspolitik ist zentraler Hebel zur Bewältigung des Strukturwandels.
Flagship-Paper
Jansen M., Staffell I., Kitzing L., Quoilin S., Wiggelinkhuizen E., Bulder B., Riepin I., Müsgens F. (2020):
Offshore wind competitiveness in mature markets without subsidy. Nature Energy 5: 614-622.
Nagel, M.; Zundel, S (2021):
Legenden oder Leitbilder? - Ausgewählte Narrative der Lausitz. Schriftenreihe des Fachgebiets Allgemeine VWL mit dem Schwerpunkt Energie- und Umweltökonomik - BTU.
Nagel, M.; Zundel, S. (2021):
Eine Region unter der Lupe Versteckte Wirtschaftspotentiale in der Lausitz. Schriftenreihe des Fachgebiets Allgemeine VWL mit dem Schwerpunkt Energie- und Umweltökonomik - BTU.
Scholz, D., Zundel, S., Müsgens, F. (2019):
Price and Employment Effects triggered by a German Coal Phase-Out – A Discourse Analysis. IEEE Conference Proceedings EEM 2019.
Titze, M. (2020):
Kohleausstieg und Strukturwandel – Zur Wirksamkeit von Regionalpolitik. In: Senius, Kay; Höffken, Wolfgang (Hrsg.). Kohleausstieg und Strukturwandel in Sachsen-Anhalt. Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Sachsen-Anhalt. Magdeburg: 36-43.