Projekt
FFF- Die Zukunft fossiler Energieträger im Zuge von Treibhausgasneutralität
Ziel des Projekts ist es, bisher zu wenig erforschte Aspekte der Dekarbonisierung des deutschen Stromsektors im europäischen Kontext zu untersuchen und konkrete politische Instrumente sowohl auf deutscher als auch auf europäischer Ebene zu bewerten. Dies bezieht sich insbesondere auf Kohle, aber auch auf andere fossile Brennstoffe wie Erdgas. Der trans- und interdisziplinäre Forschungsansatz zielt darauf ab, die verschiedenen ökonomischen, technischen, sozialen und politischen Herausforderungen des anstehenden Ausstiegs aus den fossilen Energieträgern besser zu verstehen. Ein innovativer Aspekt des des Forschungsansatzes ist die Zusammenführung von methodischen Ansätzen – numerische Modellierung, ökonomische Theorie, Ökonometrie, Institutionenökonomik, politische Ökonomik – mit „konkreten Fragen zur politischen Ausgestaltung einer Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe. Dies berücksichtigt die Perspektiven einer Vielzahl von Praxispartnern, mit einem Fokus auf die nationale und die europäischen Ebene.
Ergebnisse des Projekts
Aus der historischen Erfahrung des Rückgangs der Steinkohleproduktion in westeuropäischen Staaten können Lehren für aktuelle Ausstiegsprozesse gezogen werden. Aus dem deutschen Fall kann beispielsweise geschlussfolgert werden, dass es wichtig ist, nicht nur Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Anwerbung neuer (Energie-)Unternehmen zu ergreifen, sondern auch Maßnahmen zur Verbesserung z.B. der Infrastruktur und der Bildungs- und Forschungslandschaft anzuwenden.
Ein wichtiger Faktor für die Dekarbonisierung des Energiesystems ist ein steigender CO2-Preis. Modellierungsergebnisse zeigen, dass ein CO2-Preis von ca. 130 Euro pro Tonne in 2030 auf EU-Ebene zu einem fast vollständigen Kohleausstieg führen könnte.
Für ein Energiesystem basierend auf einem hohen Anteil erneuerbarer Energien bietet die Sektorkopplung wichtige Möglichkeiten zur Verbesserung der Flexibilität von Energieangebot und -nachfrage. Mit flexibler Aufladung und Vehicle-to-Grid kann beispielsweise die Flexibilität des Stromsektors, die batteriebetriebene Fahrzeuge bieten, die zusätzlichen Auswirkungen auf die Stromnachfrage überwiegen.
Abbildung zu den Projektergebnissen

Die grafische Zusammenfassung aus dem Papier "Tightening EU ETS targets in line with the European Green Deal: Impacts on the decarbonization of the EU power sector" fasst die Auswirkungen eines ehrgeizigeren ETS-Ziels (-63%, in Übereinstimmung mit dem EU Green Deal) im Vergleich zu denen des erwarteten aktuellen Ziels (-43%) bis 2030 zusammen.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse des Projekts wurde auf dem finalen Workshop des Themenschwerpunkts vorgestellt und ist hier zugänglich.
Kernthesen und Befunde
-
Um politisch durchsetzbar zu sein, müssen Instrumente zur Kohle-Reduktion mit sozial- & strukturpolitischen Maßnahmen kombiniert werden.
-
Einseitige Ausstiegspläne könnten zur nationalen Zielerreichung beitragen, aber es besteht die Gefahr, dass im Rahmen des EU-weiten Emissionshandelssystems CO2 lediglich verlagert wird.
-
Langfristige Stromspeicherung und flexible Sektorkopplung sind Schlüsselkomponenten zukünftiger Energiesysteme.
Flagship-Paper
Brauers, H., Oei, P.-Y., Walk, P. (2020):
Comparing Coal Phase-out Pathways: The United Kingdom’s and Germany’s Diverging Transitions. Environmental Innovation and Societal Transitions 37: 238-53.
Löffler, K., Burandt, T., Hainsch, K., Oei, P.-Y. (2019):
Modeling the Low-Carbon Transition of the European Energy System - A Quantitative Assessment of the Stranded Assets Problem. Energy Strategy Reviews 26.
Pietzcker, R.C., Osorio, S., Rodrigues, R. (2021):
Tightening EU ETS targets in line with the European Green Deal: Impacts on the decarbonization of the EU power sector. Appl. Energy 293: 116914.
Schill, W.-P. (2020):
Electricity storage and the renewable energy transition. Joule 4, 1-6.