Projekt
NostaClimate- Die Relevanz nichtstaatlicher Akteure für individuelle Klimaschutzaktivitäten und Klimapolitik
Nationale Gesetze und Regulierungen, die durch staatliche Akteure beschlossen werden, reichen voraussichtlich nicht aus, um die Emissionsziele aus dem Pariser Klimaabkommen zu erreichen. Freiwillige Klimaschutzmaßnahmen von sogenannten nichtstaatlichen sowie individuellen Akteuren können dabei helfen, diese Lücke zu schließen. Während sich frühere Studien intensiv mit staatlichen und individuellen Akteuren befasst haben, beschäftigt sich NostaClimate mit der Rolle nichtstaatlicher Akteure sowie deren Wechselwirkung mit staatlichen und individuellen Akteuren im Hinblick auf Klimaschutzaktivitäten und Klimapolitik. Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf Kommunen, Kirchen und Arbeitgeber als nichtstaatliche Akteure. Darüber hinaus untersucht NostaClimate, wie die COVID-19 Pandemie, die ein zusätzliches Gesundheitsrisiko aber auch große finanzielle Unsicherheiten in den Alltag der Bürger:innen bringt, Einfluss auf individuelle Klimaschutzaktivitäten und individuelle Unterstützung der Klimapolitik nimmt.
Ergebnisse des Projekts
Die Auswertungen der Experimente und Befragungen zeigen, dass Kommunen und Kirchen über verschiedene Kanäle Einfluss auf individuelles Klimaschutzverhalten nehmen können. Zum Beispiel zeigt die Analyse einer Kommunalbefragung, dass sich Kommunen im Klimaschutz in einer Vorbildrolle sehen und im Austausch mit der Zivilgesellschaft sowie anderen Kommunen stehen. Die Interaktion mit höheren Verwaltungsebenen ist laut der Befragung eher begrenzt. Experimentelle Ergebnisse zeigen, dass der Einfluss der Kommunen über ihre Vorbildfunktion jedoch eher schwach ist, wohingegen das Verhalten anderer Bürger einen stärkeren Einfluss auf individuelles Klimaschutzverhalten hat. Im Vergleich dazu zeigt ein Feldexperiment mit einer religiösen Institution (d.h. der Katholischen Kirche) als nichtstaatlicher Akteur, dass individuelles Klimaschutzverhalten durch eine unterstützende Haltung der Institution zum Thema Klimaschutz verstärkt werden kann.
Die empirische Analyse des Einfluss der Corona-Krise auf indivdiuelle Einstellungen zur Klimapolitik weist darauf hin, dass sich die Unterstützung für klimapolitische Maßnahmen (zumindest in der erste Welle der Pandemie) nicht stark verändert hat. Unsere Analysen zeigen jedoch auch, dass ökonomische Bedenken wie z.B. individuelle Sorgen um die persönliche wirtschaftliche Situation dazu führen können, dass einzelne klimapolitische Maßnahmen, z.B. eine Erhöhung des CO2-Preises, deutlich weniger befürwortet werden.
Abbildung zu den Projektergebnissen

Die dargestellte Grafik zeigt die Ergebnisse eines unserer Feldexperimente, in welchem die (Wechsel-)beziehungen zwischen nichtstaatlichem und individuellem Klimaschutzengagement untersucht wurden. Die Fragestellung nach der Wechselwirkung wurde in einem experimentellen Design umgesetzt, um zu untersuchen, inwieweit eigene Klimaschutzbeiträge von einem Vergleich zu verschiedenen Referenzgruppen beeinflusst werden. Diese Klimaspende wurde demnach in drei verschiedenen Kontexten präsentiert, in denen drei unterschiedliche Referenzgruppen (Basisgruppe ohne Referenz, Mitbürger:innen, Stadt) genannt wurden. Die Messung der Wechselwirkungen basierte im Experiment wiederum auf der individuellen Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz in Form einer Baumspende zur Bindung von Kohlenstoffdioxid aus der Luft. Die Analysen zeigen, dass insbesondere das Verhalten der Mitbürger:innen eine wichtige Rolle für die individuelle Klimaspende spielt, während der Hinweis auf das städtische Engagement einen weitaus weniger starken Einfluss auf die individuelle Zahlungsbereitschaft hat (siehe Grafik).
Kernthesen und Befunde
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Nichtstaatliche Akteure tragen schon heute einen erheblichen Teil zum Klimaschutz bei.
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Die Stärkung individueller Klimaschutzaktivitäten kann insbesondere durch die Vorbildfunktion von Mitbürgerinnen und Mitbürgern erzielt werden, aber auch Aktivitäten von nichtstaatlichen Akteuren wie z.B. Unternehmen und Kirchengemeinschaften erhöhen das individuelle Engagement.
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Weitere Forschung ist nötig, um die Rolle anderer nichtstaatlicher Akteure sowie relevanter Co-benefits von Klimaschutz zu untersuchen.
Flagship-Paper
Engler, D., Groh, E.D., Gutsche, G., Ziegler, A. (2021):
Acceptance of climate-oriented policy measures under the COVID-19 crisis: An empirical analysis for Germany. Climate Policy 21 (10): 1281-1297.
Feldhaus, C., Gleue, M., Löschel, A. (2022):
Can a Catholic institution promote sustainable behavior? Field experimental evidence on donations for climate protection. Journal of Behavioral and Experimental Economics 98, 101855.
Helferich, M., Schmittel, N., Dütschke, E., Hanss, D. (2020):
Warum Bürgerinnen und Bürger aktiv werden: Einblick in den Zusammenhang von kommunalem und individuellem Klimaschutzengagement. Umweltpsychologie 24 (1): 142-152.
Minnich, A. (2022):
Do fans’ emotions influence charitable donations? Evidence from monetary and returnable cup donations in German soccer stadiums. Journal of Behavioral and Experimental Economics 96: 101807.
Bartels, L., Kesternich, M., Löschel, A. (2021):
The Demand for Voluntary Carbon Sequestration – Experimental Evidence From a Reforestation Project in Germany. ZEW Discussion Paper No. 21-088. [Currently under review in peer-reviewed journal.]