Projekt
REsCO- Nachhaltige Transformation des Energiesystems durch gemeinschaftsbasierte Aktivitäten
Die Bereitschaft von Privathaushalten in grüne Technologien und grünen Strom zu investieren hängt anscheinend nicht nur von Kosten, Autarkiestreben und Umweltmotivationen ab, sondern auch von sozialen Normen und dem sozialen Umfeld. Das Projekt REsCO erforscht daher den Zusammenhang zwischen sozialen Faktoren und der Nutzung grüner Technologien. Die Studie soll neue Erkenntnisse generieren, wie Privathaushalte motiviert werden können, stärker an der Transformation des Energiesystems teilzunehmen. Gleichzeitig lässt sich dadurch auch die Dynamik von Diffusionsprozessen besser verstehen.
Ergebnisse des Projekts
Im Projekt wurden drei Umfragen durchgeführt. Hierbei standen 1) die Prädiktoren der Bereitschaft, sich an einem gemeinschaftlichen lokalen Energiesystem zu beteiligen, 2) die Frage nach den Eigenschaften, die besonders wichtig bei der Wahl zwischen verschiedenen Gemeinschaftslösungen sind sowie 3) die Frage, ob und warum Eigenheim- gegenüber Gemeinschaftslösungen von Eigenheimbesitzern bevorzugt werden im Mittelpunkt. Erste Analysen zeigen u.a., dass bei Eigenheimbesitzern grundsätzlich keine durchgehend höhere Präferenz für Investitionen in Einzelanlagen gegenüber Energiegemeinschaften vorliegt, und dass die Präferenz für kombinierte Versorgung (Strom und Wärme) am stärksten ausgeprägt ist. Zudem fand sich empirische Evidenz für die Relevanz von nicht-finanziellen Faktoren bei den relevanten Haushaltsentscheidungen. Eine große Rolle spielen hierbei Empfehlungen in Form von „Vorerfahrungen guter Bekannter“. Aufbauend auf den Ergebnissen aus den Befragungen werden aktuell mögliche Entwicklungspfade für Energiegemeinschaften identifiziert und im Hinblick auf gesamtwirtschaftliche Wirkungen analysiert.
Abbildung zu den Projektergebnissen

Abb.1 Korrelationen zwischen sozialer Identität, Ortsverbundenheit, Gemeinschaftssinn und berichteter Bereitschaft sich an einer lokalen Energiegemeinschaft zu beteiligen (** p < .001)
Die Abbildung zeigt erste Ergebnisse der Befragung hinsichtlich potenzieller Prädiktoren der Beteiligungsbereitschaft an Energiegemeinschaften. Dargestellt sind hier psychologische Faktoren, die die lokale, gemeinschaftliche Ebene von Energiegemeinschaften aufgreifen, d.h. die soziale Identität (kollektive Wirksamkeit, Gruppennorm, Gruppenidentifikation), funktionelle und emotionale Ortsverbundenheit sowie der Gemeinschaftssinn. Deutlich wird der Zusammenhang zwischen der sozialen Identität und dem Gemeinschaftssinn mit der Bereitschaft sich zu beteiligen. Für die Ortsverbundenheit ergibt sich hier kein signifikanter Zusammenhang mit der Bereitschaft sich an einer Energiegemeinschaft zu beteiligen.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse des Projekts wurde auf dem finalen Workshop des Themenschwerpunkts vorgestellt und ist hier zugänglich.
Kernthesen und Befunde
- Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Bedürfnisse, Sozialkapital, soziale Normen, soziale Identität und Umweltbewusstsein die Bereitschaft zur Teilnahme an Energiegemeinschaften erheblich beeinflussen. Daher sollten Informationskampagnen nicht nur Umweltthemen ansprechen, sondern auch Aspekte wie z. B. das Gemeinschaftsgefühl, das durch die Teilnahme an Energiegemeinschaften entsteht.
- Es wurde deutlich, dass durch die Förderungen von Energiegemeinschaften insbesondere hinsichtlich der Einbeziehung von Mietern:innen in die Energiewende sowie im Hinblick auf die Wärmewende positive Impulse ausgehen können. Daher ist die Verbreitung von Energiegemeinschaften zu unterstützen, auch wenn die mit Mehrkosten verbunden ist.
- Zu berücksichtigen ist, dass mit einer Zunahme der Eigen- oder gemeinschaftlichen Energieversorgung Netzentgelte, Umlagen und Steuereinnahmen wegfallen, während der Zuschussbedarf steigt. Entsprechend sind Gegenfinanzierungsmaßnahmen erforderlich.
Flagship-Paper
Broska, L. H. (2021): It’s all about community: On the interplay of social capital, social needs, and environmental concern in sustainable community action. Energy Research & Social Science 79, 102165.
Broska, L. H., Vögele, S., Shamon, H., Wittenberg, I. (2022):
On the Future(s) of Energy Communities in the German Energy Transition: A Derivation of Transformation Pathways. Sustainability, 14, 3169.
Wittenberg, I., Broska, L. H., Vögele, S., Shamon, H. (2019):
Human Behavior and the Energy Transition – Explanatory Approaches in Psychology, Economics, and Sociology. SSRN Working Paper.
Broska, L. H., Shamon, H., Vögele, S., Wittenberg, I. (in progress):
Energy communities in neighborhoods: a promising alternative to individual solutions for homeowners?
Wittenberg, I. (in progress):
Collective options of energy transition on a local level: Psychological drivers of intention to participate in energy communities in neighborhoods.