Projekt

REsCO- Nachhaltige Transformation des Energiesystems durch gemeinschaftsbasierte Aktivitäten

Projektbeginn 12/2018
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Projektende 03/2022

Die Bereitschaft von Privathaushalten in grüne Technologien und grünen Strom zu inves­tieren hängt anscheinend nicht nur von Kosten, Autarkiestreben und Um­welt­motivationen ab, sondern auch von sozialen Normen und dem sozialen Umfeld. Das Projekt REsCO er­forscht daher den Zusammen­hang zwischen sozialen Faktoren und der Nutzung grüner Tech­no­logien. Die Studie soll neue Erkenntnisse generieren, wie Privat­haushalte motiviert werden können, stärker an der Transformation des Energie­systems teilzunehmen. Gleich­zeitig lässt sich dadurch auch die Dynamik von Diffusionsprozessen besser verstehen.

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Ergebnisse des Projekts

Im Projekt wurden drei Um­fragen durch­geführt. Hier­bei standen 1) die Prädik­toren der Bereit­schaft, sich an einem gemein­schaft­lichen lokalen Energie­system zu betei­ligen, 2) die Frage nach den Eigen­schaften, die beson­ders wichtig bei der Wahl zwischen ver­schie­denen Gemein­schafts­lösungen sind sowie 3) die Frage, ob und warum Eigen­heim- gegen­über Gemein­schafts­lösungen von Eigen­heim­besitzern bevor­zugt werden im Mittel­punkt. Erste Analysen zeigen u.a., dass bei Eigen­heim­besitzern grund­sätzlich keine durch­gehend höhere Prä­ferenz für Inves­ti­tionen in Einzel­anlagen gegen­über Energie­gemein­schaften vor­liegt, und dass die Präferenz für kom­bi­nierte Ver­sor­gung (Strom und Wärme) am stärksten aus­ge­prägt ist. Zudem fand sich empi­rische Evidenz für die Relevanz von nicht-finanziellen Fak­toren bei den rele­vanten Haus­halts­entschei­dungen. Eine große Rolle spielen hier­bei Empfeh­lungen in Form von „Vor­erfah­rungen guter Bekannter“. Auf­bauend auf den Ergeb­nissen aus den Befra­gungen werden aktuell mögliche Ent­wick­lungs­pfade für Energie­gemein­schaften iden­ti­fi­ziert und im Hin­blick auf gesamt­wirt­schaft­liche Wir­kungen ana­ly­siert.

Abbildung zu den Projektergebnissen

Die Abbildung zeigt erste Ergeb­nisse der Be­fra­gung hin­sicht­lich poten­zieller Prä­dik­toren der Beteiligungs­bereit­schaft an Energie­gemein­­schaften. Dar­ge­stellt sind hier psy­cho­lo­gische Fak­toren, die die lokale, gemein­schaft­liche Ebene von Energie­gemein­schaften auf­greifen, d.h. die soziale Identität (kollek­­tive Wirk­samkeit, Gruppen­norm, Gruppen­identi­fi­kation), funk­tionelle und emo­tionale Orts­verbun­denheit sowie der Gemein­schafts­sinn. Deut­lich wird der Zusammen­hang zwischen der sozialen Identität und dem Gemeinschafts­sinn mit der Bereit­schaft sich zu beteiligen. Für die Orts­verbunden­heit ergibt sich hier kein sig­ni­fi­kanter Zusammen­hang mit der Bereit­schaft sich an einer Energie­gemein­schaft zu betei­ligen.

Eine Zusammen­fassung der Ergeb­nisse des Projekts wurde auf dem finalen Work­shop des Themen­schwerpunkts vorgestellt und ist hier zugänglich.


Kernthesen und Befunde

  • Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Be­dürfnisse, Sozial­kapital, soziale Normen, soziale Identität und Umwelt­bewusst­sein die Bereit­schaft zur Teil­nahme an Energie­gemein­schaften er­heblich be­einflussen. Daher sollten Informations­kampagnen nicht nur Umwelt­­themen an­sprechen, son­dern auch Aspekte wie z. B. das Ge­mein­schafts­gefühl, das durch die Teil­nah­me an Energie­gemein­schaften ent­steht.
     
  • Es wurde deutlich, dass durch die För­de­run­gen von Energie­gemein­schaften ins­be­son­dere hin­sichtlich der Ein­be­zie­hung von Mietern­:innen in die Energie­wende sowie im Hin­blick auf die Wärme­wende positive Im­pulse aus­gehen können. Daher ist die Ver­breitung von Energie­gemein­schaften zu unter­stützen, auch wenn die mit Mehr­kosten verbunden ist.
     
  • Zu berücksichtigen ist, dass mit einer Zu­nahme der Eigen- oder gemein­schaft­lichen Energie­versorgung Netz­entgelte, Um­lagen und Steuer­ein­nahmen weg­fallen, während der Zu­schuss­bedarf steigt. Ent­sprechend sind Gegen­finan­zierungs­maß­nah­men er­­for­der­lich.

Flagship-Paper

Broska, L. H. (2021): It’s all about community: On the interplay of social capital, social needs, and environmental concern in sustainable community action. Energy Research & Social Science 79, 102165.

Broska, L. H., Vögele, S., Shamon, H., Wittenberg, I. (2022):
On the Future(s) of Energy Communities in the German Energy Transition: A Derivation of Transformation Pathways. Sustainability, 14, 3169.

Wittenberg, I., Broska, L. H., Vögele, S., Shamon, H. (2019):
Human Behavior and the Energy Transition – Explanatory Approaches in Psychology, Economics, and Sociology. SSRN Working Paper.

Broska, L. H., Shamon, H., Vögele, S., Wittenberg, I. (in progress):
Energy communities in neighborhoods: a promising alternative to individual solutions for homeowners?

Wittenberg, I. (in progress):
Collective options of energy transition on a local level: Psychological drivers of intention to participate in energy communities in neighborhoods.