Projekt

RUINS- Risiko, Unsicherheit und Versicherung unter Klimawandel. Landmanagement an der deutschen Nordseeküste

Projektbeginn 09/2018
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Projektende 08/2022

RUINS untersucht Risiko, Unsicherheit und Ver­si­che­rung von Anpassungs­maßnahmen an den Klima­wandel entlang der deutschen Nordsee­küste. Unsicher­heit über die Zukunft besteht aus un­be­stimm­ter Knightscher Un­si­cher­­heit und quantifizier­barem Risiko: Das Ver­hal­ten der Gesell­schaft in den kom­men­den Jahr­zehnten hat einen so großen wie un­vor­herseh­baren Einfluss auf die Aus­prägung des Klima­wandels, dass sich keine Wahrschein­lichkeit für einzelne Ent­wick­lungs­­pfade (RCPs/SSPs) berechnen lässt (Knight­sche Un­si­cher­heit). Nimmt man je­doch ein Klima­wandel­szenario als Rahmen­bedingung an, lassen sich mit­hilfe der Um­welt­model­lierung durchaus Vorher­sagen für die Aus­wirkung ein­zelner Anpassungs­maß­nahmen und deren Wahrscheinlichkeits­ver­tei­lung machen (Risiko). Anhand von Bei­spie­len für Öko­system­dienst­leis­tun­gen aus drei Land­nutzungs­bereichen – Land­wirtschaft, Wind­energie­erzeugung und Hoch­wasser­schutz – entwickeln wir Prozeduren für die kombinierte Analyse und Kommunikation von Risiko und Unsicherheit. Ziel ist es, Ent­schei­dungs­trägern die Bedeutung von Unsicherheiten beim Ent­schei­dungs­prozess deutlich zu machen.

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Ergebnisse des Projekts

Die kombinierte Risiko- und Unsicherheits­analyse hat gezeigt, dass bei Vorhandensein von Knight­scher Un­si­cher­heit andere Optionen als in der einfachen Risiko­analyse attraktiv sind. Diese robusten Optionen minimieren die Unsicherheit zwischen Zukunfts­szenarien und wir­ken als Versicherung. Dabei hat die subjektive Risiko- und Unsicherheits­einstellung des Ent­schei­dungs­trägers einen großen Einfluss auf die genaue Beziehung der Handlungs­optionen unter­einander.
Die Experimente haben gezeigt, dass bekannte sozio­demografische Parameter (Alter, Bil­dung, Zufriedenheit) auch für die Risiko- und Unsicherheits­präferenzen der Bevölkerung vor Ort relevant sind. Geschlecht und Einkommen hatten jedoch keinen Einfluss auf die Prä­fe­renz­unterschiede.

Abbildung zu den Projektergebnissen

Bei der objektiven Risiko­analyse (links) ein­zel­ner Handlungs­optionen (hier: der Mix aus drei Nutz­pflanzen) erreicht 100% Mais im RCP2.6 den maximalen Ertrag und Mi­schun­gen aus Weizen und Mais die geringste Va­rianz des Ertrags. Betrachtet man allerdings alle drei Zukunfts­szenarien (Mitte), so ist ein­deu­tig 100% Weizen die Option mit dem höchsten Ertrag bei gleich­zeitig geringstem Unter­schied zwischen den RCPs, wohingegen 100% Mais die größte mögliche Band­breite und damit die größte Unsicher­heit aufweist. Wie stark aber die Unter­schiede zwischen den RCPs (Knightsche Unsicherheit) bewertet werden, hängt von der Risiko- und Unsicherheits­aversion des Entscheidungs­trägers ab (rechts): bei neutralem Risiko- oder Unsicherheits­empfinden lassen sich die Optionen nur durch ihren Nutzen voneinander unterscheiden (ganz links), bei zunehmender Risiko- und Unsicherheits­aversion fächert sich das Feld der Handlungs­optio­nen auf und macht Optionen mit ähnlichem Nutzen deutlich von­einander unter­scheid­bar. Die Unsicherheit einer Option kann durch eine Prämie ausgeglichen werden; diese nimmt mit stärkerer Unsicherheits­aversion deutlich zu.


Kernthesen und Befunde

  • Bei der Entscheidung zwischen mehreren Handlungs­optionen spielen sowohl ob­jek­tives Risiko und Un­sicher­heit eine wichtige Rolle, als auch deren subjektive Bewertung durch den Entscheidungs­träger.  
  • Die Betrachtung von Unter­schieden zwi­schen ver­schie­denen Zukunfts­szenarien hilft, die Optionen zu finden, die mög­lichst un­ab­hängig vom Szenario und somit ro­bust gegen Knightsche Unsicherheit sind.
  • Solche Optionen wirken als Versicherung gegen Knightsche Unsicherheit und kön­nen attraktiver sein als solche mit einem potentiell höheren Ertrag.
  • Wie aber mittlerer Ertrag und Ab­wei­chun­gen davon bewertet werden, hängt von der individuellen Risiko- und Unsicherheits­aversion des Entscheidungs­trägers ab.
  • Um Entscheidungs­träger beim Umgang mit Risiko und Unsicherheit zu unter­stützen, haben wir eine interaktive Website entwickelt (www.uncertaintymatters.de).