Projekt
RUINS- Risiko, Unsicherheit und Versicherung unter Klimawandel. Landmanagement an der deutschen Nordseeküste
RUINS untersucht Risiko, Unsicherheit und Versicherung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel entlang der deutschen Nordseeküste. Unsicherheit über die Zukunft besteht aus unbestimmter Knightscher Unsicherheit und quantifizierbarem Risiko: Das Verhalten der Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten hat einen so großen wie unvorhersehbaren Einfluss auf die Ausprägung des Klimawandels, dass sich keine Wahrscheinlichkeit für einzelne Entwicklungspfade (RCPs/SSPs) berechnen lässt (Knightsche Unsicherheit). Nimmt man jedoch ein Klimawandelszenario als Rahmenbedingung an, lassen sich mithilfe der Umweltmodellierung durchaus Vorhersagen für die Auswirkung einzelner Anpassungsmaßnahmen und deren Wahrscheinlichkeitsverteilung machen (Risiko). Anhand von Beispielen für Ökosystemdienstleistungen aus drei Landnutzungsbereichen – Landwirtschaft, Windenergieerzeugung und Hochwasserschutz – entwickeln wir Prozeduren für die kombinierte Analyse und Kommunikation von Risiko und Unsicherheit. Ziel ist es, Entscheidungsträgern die Bedeutung von Unsicherheiten beim Entscheidungsprozess deutlich zu machen.
Ergebnisse des Projekts
Die kombinierte Risiko- und Unsicherheitsanalyse hat gezeigt, dass bei Vorhandensein von Knightscher Unsicherheit andere Optionen als in der einfachen Risikoanalyse attraktiv sind. Diese robusten Optionen minimieren die Unsicherheit zwischen Zukunftsszenarien und wirken als Versicherung. Dabei hat die subjektive Risiko- und Unsicherheitseinstellung des Entscheidungsträgers einen großen Einfluss auf die genaue Beziehung der Handlungsoptionen untereinander.
Die Experimente haben gezeigt, dass bekannte soziodemografische Parameter (Alter, Bildung, Zufriedenheit) auch für die Risiko- und Unsicherheitspräferenzen der Bevölkerung vor Ort relevant sind. Geschlecht und Einkommen hatten jedoch keinen Einfluss auf die Präferenzunterschiede.
Abbildung zu den Projektergebnissen

Bei der objektiven Risikoanalyse (links) einzelner Handlungsoptionen (hier: der Mix aus drei Nutzpflanzen) erreicht 100% Mais im RCP2.6 den maximalen Ertrag und Mischungen aus Weizen und Mais die geringste Varianz des Ertrags. Betrachtet man allerdings alle drei Zukunftsszenarien (Mitte), so ist eindeutig 100% Weizen die Option mit dem höchsten Ertrag bei gleichzeitig geringstem Unterschied zwischen den RCPs, wohingegen 100% Mais die größte mögliche Bandbreite und damit die größte Unsicherheit aufweist. Wie stark aber die Unterschiede zwischen den RCPs (Knightsche Unsicherheit) bewertet werden, hängt von der Risiko- und Unsicherheitsaversion des Entscheidungsträgers ab (rechts): bei neutralem Risiko- oder Unsicherheitsempfinden lassen sich die Optionen nur durch ihren Nutzen voneinander unterscheiden (ganz links), bei zunehmender Risiko- und Unsicherheitsaversion fächert sich das Feld der Handlungsoptionen auf und macht Optionen mit ähnlichem Nutzen deutlich voneinander unterscheidbar. Die Unsicherheit einer Option kann durch eine Prämie ausgeglichen werden; diese nimmt mit stärkerer Unsicherheitsaversion deutlich zu.
Kernthesen und Befunde
- Bei der Entscheidung zwischen mehreren Handlungsoptionen spielen sowohl objektives Risiko und Unsicherheit eine wichtige Rolle, als auch deren subjektive Bewertung durch den Entscheidungsträger.
- Die Betrachtung von Unterschieden zwischen verschiedenen Zukunftsszenarien hilft, die Optionen zu finden, die möglichst unabhängig vom Szenario und somit robust gegen Knightsche Unsicherheit sind.
- Solche Optionen wirken als Versicherung gegen Knightsche Unsicherheit und können attraktiver sein als solche mit einem potentiell höheren Ertrag.
- Wie aber mittlerer Ertrag und Abweichungen davon bewertet werden, hängt von der individuellen Risiko- und Unsicherheitsaversion des Entscheidungsträgers ab.
- Um Entscheidungsträger beim Umgang mit Risiko und Unsicherheit zu unterstützen, haben wir eine interaktive Website entwickelt (www.uncertaintymatters.de).