Parlamentarisches Frühstück
Treibhausgasneutralität: Klimaschutz, Residualemission und atmosphärische CO2-Entnahme

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Wie erreichen wir die substantielle Reduktion der Treibhausgasemissionen, die das Paris Abkommen erforderlich macht? Im Rahmen eines parlamentarischen Frühstücks wurden diese Fragen auf der Grundlage von Inputs der Experten Jan Minx (Leiter der Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung am MCC Berlin und Klimadialogkoordinator) und Oliver Geden (Leiter der Forschungsgruppe EU/Europa am SWP) mit Mitgliedern des Bundestags diskutiert. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft von Sylvia Kotting-Uhl (Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit). Mit etwa 14 Teilnehmenden war die von Arwen Colell (Policy Analystin am MCC) moderierte Runde dabei klein, ermöglichte jedoch intensive Diskussion und vertiefte Nachfragen.
Selbst optimistische Szenarien der klimapolitischen Entwicklung erfordern demnach zwingend die Entnahme von CO2 (Kohlenstoffdioxid) aus der Atmosphäre, um die Klimaziele zu erreichen. Gleichzeitig hinkt die Entwicklung und Skalierung hierfür notwendiger Lösungen hinterher. So legt die Betrachtung der Emissionsreduktionspfade gegenüber den zur Verfügung stehenden natürlichen und technologischen Lösungen zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre zwei unmittelbare Schlussfolgerungen nahe: Rascher und beherzter Klimaschutz reduziert die Abhängigkeit von derzeit noch unsicheren Lösungen zur CO2 Entnahme, einschließlich ihrer zum Teil erheblichen Herausforderungen mit Blick auf regulatorische und gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen. Zweitens gilt es, die Innovationslücke zu schließen sodass notwendige Lösungen zur Implementation bereitstehen, wenn die Reduktionsziele dies erfordern. Die Diskussion um Lösungen zur Entnahme von CO2 zeigt ferner: Wenngleich im klimapolitischen Diskurs davon auszugehen ist, dass die Anerkennung der Notwendigkeit von CO2 Entnahme sich weitgehend normalisieren wird, wird dies die Debatte um konkrete Methoden demgegenüber politisieren. Dies betrifft nicht nur Aushandlungsprozesse bezüglich der sektoral und regional unterschiedlich verteilten Residualemissionen, sondern auch die Frage der Finanzierung. Wer „darf“ zukünftig noch emittieren – wer zahlt im Gegenzug den Ausgleich der Emissionen? Auch gesellschaftspolitische Dimensionen gilt es jenseits der Akzeptanzfrage zu bedenken, wenn klimapolitische Ziele zur Emissionsreduktion keine sozialpolitischen Verwerfungen zur Folge haben sollen.