Parlamentarisches Frühstück
Welche Rolle spielt der Wasserstoff bei der Erreichung der Pariser Klimaziele?

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Die schnellstmögliche Reduktion der Treibhausgasemissionen im Energiesektor ist ein wichtiger Baustein bei der Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele. Dafür muss neben dem raschen und beherzten Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung auch der Hochlauf von Wasserstoff als Energieträger und –speicher beschleunigt werden. In einem Gespräch mit über 30 Parlamentarier:innen und Fachreferent:innen des Bundestags erörterten Prof. Dr. Robert Schlögl (Max-Planck-Institut) und Prof. Dr. Gunnar Luderer (PIK) die Chancen des molekularen Energieträgers für Sektoren, in denen der Umstieg auf erneuerbare Energien nicht durch direkte Elektrifizierung möglich ist, beleuchteten aber auch die Herausforderungen bei der Umsetzung. Prof. Schlögl betonte, die Zeit für die Umstellung der Basis unseres Energiesystems auf klimafreundliche Alternativen sei knapp. Für den Einsatz von Wasserstoff fehle es nicht an Technologien und Forschung, vielmehr müsse das Wissen um bekannte Lösungen nunmehr schnell zum Einsatz kommen um die Klimaziele noch einhalten zu können. Prof. Luderer hob hervor, für die Wasserstoffnutzung müsse klar priorisiert werden, in welchen Sektoren der direkte Umstieg auf erneuerbar erzeugten Strom nicht möglich sei und der Energieträger daher zuerst zum Einsatz kommen müsse. Bis mindestens 2030 bleibe das Angebot auch bei optimistischen Annahmen über den roll-out knapp. Die Ziele die Umsetzung der europäischen und deutschen Klimaschutzziele seien ambitioniert: Die Wasserstoffstrategie der EU erfordere jährliche Wachstumsraten von bis zu 90%.
Die Diskussion beleuchtete auch die internationale Dimension des Energieträgers, einerseits im europäischen Energiemarkt, andererseits aber auch mit Blick auf neue Importbeziehungen mit sonnenreichen Ländern, deren Produktionsbedingungen günstig seien. Ebenso kamen mögliche synergetische Effekte zur Sprache: Bei der Produktion von Wasserstoff aus nicht erneuerbaren Quellen sei es möglich, das Abfallprodukt Kohlenstoff als Feststoff entstehen zu lassen. Als „terra preta“ könne dieser in der Landwirtschaft eine wertvolle Ressource sein. Eine klare Botschaft blieb über alle Themen hinweg: Energiepreise müssten von nun an die ökologische Wahrheit sprechen. Die Kosten klimaschädlicher Energieträger könnten nicht länger vergemeinschaftet werden, sondern müssten vielmehr von den Verursachern getragen werden. So stünden erneuerbare Energieträger, ob bei der direkten Verstromung oder bei der Erzeugung von Wasserstoff, nicht mehr in einem verzerrten Wettbewerb, der die Kosten fossiler Energieträger zu Ungunsten klimafreundlicher Alternativen verschleiere.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam ausgerichtet im Rahmen des „Dialog zur Klimaökonomie“ und des KOPERNIKUS-Projekts Ariadne, ebenfalls durch das BMBF gefördert.